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Wer kennt nicht unzählige dieser Superhits, die ihren Weltruhm nicht einer einmaligen Melodie mit noch noch so ausgefuchster Harmoniefolge, sondern vielmehr einem tollen Arrangement mit ganz besonderen Anfängen, Übergängen und/oder ausgeklügelten Rhythmen und Licks, Riffs oder ausgebufften Grooves, verdanken ?
Und natürlich gibt es Keyboardspieler, die mit einem leichten "...es muss ja nicht immer original sein..." auf den Lippen munter drauflos spielen und diese Hitgiganten mit ihren tollen Arrangements in das enge Korsett eines Universal-Styles zwängen und u.U. so einen SuperSlowRock einfach plattwaltzen.
Hand aufs Herz, wären all diese tollen Nummern, damals so gespielt, zum Welthit geworden?  Wohl kaum !
 
Andererseits ist da aber noch das Heer von Musikanten, für das es nichts schöneres gibt, als eine bekannte Liedvorlage so ähnlich wie möglich, oder aber auch selbstgeschriebene Melodien nach ganz eigenen, individuellen Vorstellungen auf „ihrer“ Kiste zu spielen. Und warum eigentlich nicht?
Und für diese User sind die Styles interessant, die verallgemeinert unter dem Begriff „Titelbezogene Styles“ bekannt sind.
Vereinfacht ausgedrückt, beschreibt dieser Begriff Styles,
die nur für das Spielen eines bestimmten Musikstücks erstellt sind.
 
Natürlich wird uns all dies am neuen Keyboard gar nicht so bewusst. Gerade vom Händler nach Hause gebracht, eben erst vom DHL- oder Hermes Mann angeliefert, wird die Kiste nun zum ersten mal  richtig gespielt. Prospekte und/oder Vorführer können einem ja viel erzählen. Und das Geklimper beim Händler (unter kritischer Beobachtung der anderen Kunden) gibt auch nur „Grobes“ preis. Das ist alles nix gegen dieses erste richtige Kennenlernen.
„Liebling, hör mal, wie das klingt. Mann oh Mann, das isses, hör doch mal. Diese Styles, nee, das gab´s noch nie, hör mal, Liebling, hast du so was schon gehört. Da is ja alles drauf, hör doch mal, da brauchst du sonst nix mehr, hör doch mal, Liebling! …...Liebling ??????“
Liebling hat längst die Flatter gemacht und weiß, dass der Gute nun längere Zeit außerhalb seines Beschallungsbereiches nicht auf Empfang steht.
Dem fallen bei jedem neu angewählten Style sofort die tollsten Songs ein, die man damit spielen könnte. Gut, ab und zu fallen ihm zu einem Style mal überhaupt keine dazu passenden Lieder ein.
Aber irgendwann wird in seinem Kopf eine Weiche umgestellt ("Style für welchen Song?" schaltet um auf "Song mit welchem Style?"), und ihm fällt ein ganz bestimmter Song ein, den er immer schon mal so richtig richtig spielen wollte und wir sind somit wieder zurück beim Thema.
Irgendwann möchte man nämlich ein Musikstück spielen, für das man um´s „Verrecken“ keinen dafür geeigneten Style auf seiner neuen Superkiste findet. Wir brauchen einen für einen bestimmten Song erstellten Style, einen Titelbezogenen Style.
 
Titelbezogene Styles kann man kaufen, aber.......
Seit dem Moment, an dem sich bei den Keyboards der unterschiedlichen Keyboard-Hersteller die ebenso unterschiedlichen Inputs zur Aufnahme von User-Styles auftaten, konnte man plötzlich diese User-Styles von Firmen erwerben, die mit der Herstellerfirma des entsprechenden Keys gar nichts zu tun hatten.
Die Marktlücke für gute Styles war riesig und die Keyboardspieler dieser Region waren ständig auf der Suche nach dem Slowrock, dem Swing, dem Bigband.......
Irgendwann erschien dann ein Style für ein Key, mit dem man nur einen ganz bestimmten Song mit ungeheuer großem Wiederer-kennungswert spielen konnte.
Andere damit gespielte Lieder klangen trotzdem wie dieser eine Song oder assoziierten wenigstens zu diesem.
Vielleicht war es ja „TexMex“ für Ritchie Valens´ La Bamba, auf jeden Fall gab es ab diesem Zeitpunkt Titelbezogene Styles für Arranger Keyboards.
Nun hätte es ja keinen Beitrag hier gebraucht, nur um festzustellen, dass man Titelbezogene Styles kaufen kann. Hat man genug Kohle, kann man fast alles kaufen.
Nur, sollte man auch alles kaufen, wenn man es kaufen kann?
Und so ist das „kann“ in der Überschrift dieses Kapitels gemeint!
 
Mittlerweile gibt es einige Firmen, die Zusatz Software für die vielen unterschiedlichsten Keyboardmodelle der unterschiedlichen Keyboardhersteller anbieten, Midifiles, Styles, Sounds und sogar spezielle Bearbeitungssoftware dafür.
Einige dieser Firmen sind sehr bekannt, andere findet man nur eher zufällig im WWW.
Einige dieser Firmen bieten hervorragende Software an, darunter auch einige der Firmen, die man nur eher zufällig findet.
Einige dieser Firmen bieten ziemlich besch..eidene Software an, darunter auch einige der sehr bekannten.
Da soll sich jeder aber selbst ein Bild davon machen.
Das aber ist in einigen Fällen gar nicht mal so leicht. Ist man nämlich endlich bei seiner Suche nach einem Titelbezogenen Style auf der Webseite eines dieser Software Vertreiber fündig geworden, wüsste man ja mitunter gerne, wie sich in Etwa das gewünschte und oftmals nicht gerade billige Objekt der Begierde anhört. Glücklicherweise findet man auch recht flott den Button für ein Demo und erschrickt sich möglicherweise zutiefst.
Denn was da aus den Quäkern des Laptops klingt.......
Und es klingt auch nicht unbedingt besser, wenn wir den Line-Out des Laptops an das Mischpult einer tollen Anlage anschließen.
Erstellen professionelle Stylebauer tatsächlich so einen Schrott und nehmen auch noch Geld dafür?
Auch, aber nicht immer!
Man kann gute Styles und man kann schlechte Styles bei ein und derselben Firma finden, ja, auch bei ein und demselben Ersteller.
Aber das hängt diesmal nicht in erster Linie mit den unterschiedlichen Geschmäcklen der Kunden zusammen, sondern eher mit deren Bedürfnissen (natürlich nur bezogen auf den Style).
 
Was Keyboardspieler sich so wünschen, von guten Styles....
Ich möchte den Style für einen bekannten Song zur Begleitung meines Gesanges, in der Original Tonart, die charakteristischen Licks und Riffs des Original-Songs spiele ich selbst, dürfen im Style also fehlen.........
Ich möchte den Style für einen bekannten Song zur Begleitung meines Gesanges, schaffe ihn stimmlich aber nur 4 Halbtöne tiefer. Intro und Ending deshalb bitte so gestalten, dass auch in dieser Tonart alles passt.......
Ich möchte den Style für einen bekannten Song zur Instrumental-Nummer um arrangieren. Charakteristische Licks und Riffs sollen unbedingt enthalten sein, auch wenn sie recht melodiös gehalten sind, brauche den Style ja nur für den einen Titel.
Könnte aber passieren, dass ich das Stück doch mal singen will. Dann aber 5 Halbtöne höher gespielt, 1 Oktave tiefer gesungen. Die speziellen Licks und Riffs sollten auch da unbedingt bei sein, möglichst passen, auch wenn sie recht melodiös gehalten sind, und wie gesagt,  nur für den einen Titel.........
......"gute" Titelbezogene Styles muss man selbst bauen !
Bei so vielen unterschiedlichen Erwartungen an einen ganz bestimmten Style braucht man sich also nicht wundern, dass nur ein kleiner Teil der kaufbaren Styles genau diese Erwartungen auch erfüllt. Käufer von Styles, die nicht das vorfinden was sie erwarten fällen dann oft vorschnell ein negatives Qualitätsurteil über die Styles einer bestimmten Firma. Sie suchen „ihre“ Styles fortan in anderen Kanälen.
So werde ich beispielsweise öfters gefragt, mit welchem Style sich der Song „XYZ“ wohl am besten spielen lasse. Und auch in Foren tauchen öfters solche Fragen auf. Natürlich setze ich voraus, dass die Fragesteller ihr Keyboard akribisch durchforstet und nichts dergleichen gefunden haben.
Nicht jedem ist es gegeben, bestimmte Elemente eines Songs in irgendeinem Style heraus zu hören und diesen Style dann durch Sound- und Effektbearbeitung für „XYZ“ nutzbar zu machen. Ich selbst tu mich auch sehr schwer damit.
Da erstelle ich dann lieber schnell einen eigenen Style für den Song. Und natürlich bin ich dann mit dem Ergebnis glücklicher als mit dem Umbau eines vorhandenen, ähnlichen Styles.
Manche Lieder lassen sich eben nur mit speziell dafür erstellten Styles spielen.
 
Und da nun, wie weiter oben beschrieben, die Anforderungen an diesen einen Style je User so mannigfaltig sind, hier meine Herangehensweise für einen Titelbezogenen Style:
Spielen in einem vorliegenden Musikstück weniger Instrumente mit, als in der Begleitung Spuren (Tracks) vorhanden sind, sieht es schon mal gut aus.
Im anderen Fall, muss ich mir überlegen, welchen Part ich später übernehme, welche Parts im Style sein müssen, welche Parts nicht so wichtig sind und gestrichen werden können (müssen).
Und die Ergebnisse dieser Betrachtungen unterscheiden sich schon, je nach dem, ob ich die Nummer später singen oder instrumental spielen will.
Wie müssen die einzelnen „Liedteile“ auf die verschiedenen Style Elemente (Variationen, Intro, Fill und Endings) verteilt werden? Sind überhaupt genug Style Elemente vorhanden? Lassen sie sich später sinnvoll im Spiel aneinander reihen, ohne dass ich als Fingerakrobat agieren muss?
Hier muss ich mich schon häufig Kompromisslösungen unterwerfen, die ein anderer Keyboardspieler so nie gutheißen würde.
Und dann das Hauptaugenmerk: In wie weit unterscheidet sich die Tonart des zu spielenden Styles von der der Original Vorlage? Überhaupt kein Problem, wenn ich meine Stimme auf die des Originals schrauben kann, ohne dass es quietscht.
Aber, ob Beatles, ob Hollies, CCR und wer auch immer, die meisten dieser meiner Lieblingskünstler singen ein gutes Stück höher als ich.
Dies lässt also zurückschließen, dass meine eigene Normaltonlage ein klein wenig zu tief ausgefallen ist.
Den Style nun erst mal in der Original Tonart zu erstellen, um ihn dann später der eigenen Stimme mit Transpose anzupassen, ist die denkbar schlechteste Lösung.
Also muss schon bei der Erstellung der später zu spielenden Tonart größte Aufmerksamkeit geschenkt werden, und zwar Spur für Spur.
Dabei sollten bestimmte Intervalle erhalten bleiben, andere bewusst auseinander gepflückt werden und so weiter und so fort.
 
Irgendwann gelangt man dann zu der Erkenntnis, dass ein Titelbezogener Style sich nicht nur auf ein bestimmtes Musikstück bezieht, sondern, dass dabei auch jeweils der ausführende Künstler mit einbezogen werden sollte (müsste).

Und aus diesem Grund ist es nahezu unmöglich, für eine Firma Styles für x-beliebige Keyboards zu produzieren,

die dann jedem gefallen.

Fazit:
Einen „guten“ Style bezogen auf einen bestimmten Titel und bezogen auf den Musiker, der ihn dann später enthusiastisch spielen will, kann man nur in einer ganz bestimmten Version erstellen.
Will heißen, richtig gute „persönliche“ Titelbezogene Styles
kann man nur selbst machen.
Deshalb habe ich die Style Erstellung erlernt.
Natürlich passen meine Styles (ähnlich wie die gekauften) auch in gewissen Hinsichten auch für einige andere Musiker (mit ähnlichen Geschmäcklen). Und gerne teile ich einen großen Teil meiner Werke mit diesen, vor allem, wenn die Arbeiten diesbezüglich anerkannt und wertgeschätzt werden.
Dabei gebe ich all meinen Styles eine Spielanleitung mit (warum wohl?) und mache, wenn erforderlich, auf die Tonart-Problematik aufmerksam. Und wenn man aufmerksam gelesen hat, wird man nun verstehen, warum ich meine Styles nicht verkaufe. Eben, weil diese Styles nur für mich gebaut sind.
Somit gehe ich keinerlei Verpflichtung ein, kann mich in meinem Hobby austoben, freue mich, wenn´s bei den einen mit der Spielerei nach meinen Vorgaben klappt, verzweifle aber nicht, wenn bei anderen die gleichen Styles in die Tonne wandern.

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