Mann, WATT is dat laut
 
Als auditive, aurale oder akustische Wahrnehmung bezeichnet man die Sinneswahrnehmung von Schall durch Lebewesen. Zur Wahrnehmung des Schalls dienen Sinnesorgane, die durch Schwingungen aus der Umgebung des Lebewesens stimuliert werden.
Die Schwingungen können über das Umgebungsmedium (Luft, Wasser) oder über den Untergrund (Vibrationen) übertragen werden. Der Hörsinn ist nicht immer an Ohren  gebunden, insbesondere Vibrationen können auch durch Sinnesorgane an entsprechenden Körperteilen wahrgenommen bzw. empfunden werden.
Auditive Wahrnehmung beschreibt den Vorgang des Hörens und in welcher Form Schall von Lebewesen wahrgenommen wird, also z. B. die Hörereignisse, die bei bestimmten Schallereignissen entstehen.......
So beginnt ein Beitrag in Wikipedia, wenn wir den Suchbegriff „Gehör“ eingeben. Ausgehend von diesem Artikel führt es dann über die unzähligen Links zu den einzelnen Abhandlungen über Lautstärke, Schalldruck, Dezibel, Hörschwelle, Schmerzgrenze und so weiter und so weiter. Will man sein Wissen über all dies vollkommen ausbauen, kommt man wohl um ein Studium an einer Technischen Hochschule nicht herum.
Ein Durchstöbern dieser vielen, vielen Seiten von Wikipedia sollte einen allerdings in die Lage versetzen, hier auf meiner Homepage diesbezügliche Beiträge mit „ihren Behauptungen“ auf Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
In diesem Beitrag meiner Homepage geht es deshalb auch nicht um „Akustiklehre im Allgemeinen“. An dieser Stelle möchte ich nur mit einem Irrglauben aufräumen, dem sehr viele, von der (Elektro-, Akustik-) Technik unbeleckte Musiker offensichtlich verfallen sind. Leutchen dieser Kategorie wurden nämlich schon bitter enttäuscht, haben sogar Lehrgeld bezahlt wegen der weit verbreiteten, aber total falschen Musiker-Faustformel
 
Man kann jetzt so lange darüber diskutieren, wie man will, irgendwann muss man erkennen,
 dass das mathematische Gleichheitszeichen in diesen Behauptungen einfach nichts zu suchen hat.
 
Oder stimmt es, wenn ich in Bezug auf zwei Kraftfahrzeuge behaupte 
„Viel PS = Viel schnell“ und daraus folgend „Mehr PS = Mehr schnell“???
Natürlich stimmt das nicht. Und genau so wenig, wie „PS“ etwas über Geschwindigkeit aussagt, genau so wenig ergibt „Watt“ eine Aussage über die Lautstärke !
Denn:
PS und (k)Watt sind die Maßeinheiten für Leistung. Dabei wird die veraltete PS Angabe nur noch bei Automobil Kenndaten benutzt, wobei 1 PS zirka 0,736 kW entspricht ( 1 kW ~ 1,36 PS ).
Und wer bringt schon die Leistungsangabe eines Kfz mit dessen Lautstärke in Verbindung?
Irgendwann haben Wissenschaftler, also schlauere Leute als wir es sind, eine Skalierung für die vom menschlichen Hörorgan wahrgenommene Lautstärke entwickelt. Dabei erhielt der Nullpunkt dieser Skala, der Moment an dem man gerade mehr als einen Hauch von Stille wahrnahm den Begriff „Hörschwelle“. 
Ab dem Moment machte man bei jeder als Verdopplung der Lautstärke empfundenen Stelle einen Strich. Den Abständen zwischen diesen Markierungen gab man, Alexander Graham Bell zu Ehren, die Bezeichnung „Bel“.
Es gilt:
2 Bel werden als doppelt so laut empfunden wie 1 Bel,           
3 Bel werden als doppelt so laut empfunden wie 2 Bel,           
4 Bel werden als doppelt so laut empfunden wie 3 Bel, usw.....
Wollen wir diesen Verlauf zeichnerisch darstellen, werden wir mit der linearen Darstellung schnell mit einem Problem konfrontiert. Unser Papier reicht nicht aus. Die Lautstärke in Bel folgt nämlich einer logarithmischen Funktion. Auch haben unsere Wissenschaftler schnell gemerkt, dass ein Arbeiten in kleineren Bereichen mit Bel zu grob und dadurch recht kniffelig wird und die Maßeinheit Bel in zehn Teile gehackt. Aus 1 Bel wurden also 10 Dezibel.
Wie man sieht reicht die logarithmische Darstellung bis 100 Dezibel. Linear kommen wir mal gerade auf 50 dB.
60 dB beanspruchten in dieser Darstellung schon die doppelte Breite der Grafik, 70 dB dann vierfach usw.
 
Noch deutlicher fällt der Vergleich zwischen linearer und logarithmischer Skala in dieser Abbildung aus.
Die innere, lineare Skala zeigt zwischen 10 und 160 km/h lediglich 4 mal eine Verdopplung an, nämlich bei 20, 40, 80 und 160 km/h.
Die äußere, logarithmische Skala weißt 15 Verdopplungen des Schallpegels auf.
Und nun kommen wir zu den Betrachtungen, die uns Musikern gar nicht so recht gefallen wollen. Denn bei dem bis jetzt behandelten Stoff, drängt sich die Schlussfolgerun auf, dass wenn eine Erhöhung des Schallpegels um 10 dB die Lautstärke verdoppelt, folglich die Schallquelle doppelt so laut sein muss.
Bezogen auf unsere Skala müssten also dort bei 110 dB 2 Presslufthammer zu sehen sein. Dem ist aber leider nicht so. Verlassen wir uns also auf die Fachliteratur und die darin aufgezeigten Erkenntnisse der Wissenschaften. Bleiben wir bei dem Beispiel mit dem Presslufthammer:
   
So wollen wir uns im Baumarkt einen tollen Pressluft-Kommpressor besorgen, natürlich mit den geeigneten Presslufthämmern und einem supergenauen Schalldruck-Messgerät.
folgende Werte können wir dann ablesen
100dB(A)
103dB(A)
106dB(A)
109dB(A)
110dB(A)
Ob nun direkt mit „Strom“ oder durch Verbrennungsmotor erzeugter Luft, es muss eine physikalische Leistung her, die unseren Hammer antreibt und somit auch laut macht. Und wie wir unserem Bildchen entnehmen können, bedarf es 10 solcher Presslufthämmer um die abgestrahlte Lautstärke eines einzigen Presslufthammers zu verdoppeln.
Für diese Hämmer wird dann aber auch das Zehnfache an Leistung benötigt !
 
 Diese Betrachtung können wir nun auch analog auf einen mit beispielsweise 50 Watt betriebenen Lautsprecher anwenden. Wenn wir dessen Lautstärke von Tanzmusik freundlichen 90 dB auf Discoschallpegel 100 dB anheben, also verdoppeln wollen, benötigen wir nun nicht weniger als 500 Watt für zehn dieser Lautsprecher.
 
Somit sollte uns Musikern folgender Sachverhalt klar sein:
diese Lautsprecherbox erzeugt, mit 100 W und einer bestimmten Frequenz angesteuert in einem bestimmten Abstand einen Lautstärkepegel von
        100 dB
zwei dieser Boxen, jeweils angesteuert mit 100 W (also 200 W) und der gleichen bestimmten Frquenz erhöhen im gleichen bestimmten Abstand den Schallpegel um 3 dB auf
        103 dB
erst zehn dieser Boxen, also 1000 Watt unter gleichen Bedingungen wie oben, verdoppeln den Schallpegel auf
        110 dB
 
Eine Verdopplung der Lautstärke-Quelle (und somit Leistung)
erhöht den daraus resultierenden Schallpegel lediglich um 3 dB
Eine Verdopplung des Lautstärkepegels (+10 dB gegenüber vorher)
erfordert demnach die zehnfache Anzahl (Leistung)
der ursprünglichen Lautstärke-Quelle
„Wie viel Watt bringt´n die ?“ 
Man soll nicht glauben, wie oft ich dieser Frage schon begegnet bin. Selbst von Musikern ausgesprochen, wenn man wieder einmal einer Keyboard Präsentation beiwohnte, und die kleine Anlage bestaunte, die dem vorgestellten Keyboard kurz zuvor zur Präsens verhalf. Ich selbst habe übrigens bei einer solchen Präsentation zu meiner derzeitigen kleinen Pa von HK gefunden (hier mehr darüber). Und ganz ehrlich, ich habe damals keine Frage bezüglich der Leistung gestellt.
Mich hat als allererstes der Preis interessiert. Denn was das kleine Ding mit all seinen Komponenten lieferte, hatte ich ja vorher mit meinen Ohren gehört. Dazu ein kleiner Rundblick bezüglich der Raumgröße und der anwesenden Menschenmenge, verglichen mit den durchschnittlichen Begebenheiten meiner Gigs, und kurz darauf war das Ding mein. Mein Rücken dankte es noch oft bei so mancher „Verladeaktion“.
Und eines ist auch bei dieser Anlage wie bei allen anderen,
ob aus der Vergangenheit oder der fernen Zukunft stammend:
Diese Anlage bringt kein einziges Watt.
Auch in diese Anlage muss man WATT hineinstecken,
damit sie eine Lautstärke, bzw. einen Schalldruck von n dB fabriziert.
Und wenn wir uns dabei nur einmal auf die Lautsprecher beziehen (auch in heutiger Zeit noch immer das schwächste Glied in einer Audiokette), sollten wir uns endlich im Klaren sein, dass die angegebene Wattzahl sich auf die Leistung bezieht, die man in diese Lautsprecher schicken darf, mit wie viel ich diese Lautsprecher also belasten darf.  
Wie groß die daraus resultierende Lautstärke im Endeffekt ist,
hängt von vielen, ganz anderen Faktoren ab !
 
Einst spielte ich über einen Ibanez RM 80 Mixer in eine Alesis RA-100 Endstufe, die ihr Ausgangssignal, also die Ausgangsleistung, an zwei EV-Boxen (je 120W an 8 Ohm) abgab.
Die Alesis Endstufe leistete in diesem Fall maximal 2 x 75W. An jeweils 4 Ohm Ausgangsimpedanz hätte sie 2 x 100 Watt geschafft. Aber, wie gesagt, hatte ich mich für die „kleinere“ Variante entschieden.
Mir gefiel diese Anordnung in Bezug auf den Klang wesentlich besser als beispielsweise die Alternative mit zwei „Allerweltsboxen“ mit 4 Ohm. Einen Unterschied der Lautstärke konnte ich (mit den Ohren) dabei gar nicht feststellen !
Und so werden wir schließlich und endlich feststellen, dass wir an die gute alte RA-100 Endstufe so ziemlich alles an Lautsprecher hängen können, was eben die Ausgangsleistung dieser Endstufe verträgt.
Ob uns das dann gefällt, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Es kommt eben auf die Bauweise der Lautsprechersysteme an, verbunden mit den Ortsgegebenheiten , für die sie konzeptioniert sind. Man kann gerade bei Conrad gekaufte Lautsprecher Chassis für´n Appel und ein Ei nur mal so zum Spaß anklemmen, um festzustellen, dass sie eingebaut in eine Jaffakiste zwar besser, aber nicht wirklich gut klingen.
In soliden, nach allen Erkenntnissen der Akustiklehre gebauten Boxen klingt das ganze zwar nicht unbedingt lauter, aber viel viel angenehmer.
Und im Wohnzimmer soll es ja auch noch nach was aussehen und super gut klingen.

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