Geradeaus oder Swing ? |
Wenn wir als Musikanten in der Band oder auch allein am Keyboard mit Begleitautomatik ein uns bekanntes Lied spielen, passen wir uns meist aus dem Unterbewusstsein heraus dem Rhythmus an. Man kennt ja die Nummer. |
Der Schlagzeuger oder eben der Style geben das Tempo vor, den Rest erledigen wir aus dem Gedächtnis oder eben mit Seitenblicken auf eine Vorlage (Notenblatt, Leadsheet o.ä.). |
Was aber, wenn wir selbst einen Style erstellen wollen, wir also bestimmen müssen nach welcher Rhythmik sich die Musiker der Begleitautomatik orientieren müssen. Bei vielen Musikstücken kann man das vorher gut festlegen: Taktart (4/4, 3/4, 6/8 usw), geradeaus oder Swing. |
Taktwechsel im Style ? |
das braucht einem nicht Spanisch vorzukommen..... |
Erklärt am Beispiel meines Styles "EH8 Spanienlied" (hier zu finden) |
Die Mitglieder der Kölner Band „De Bläck Fööss“ verschrieben sich schon lange vor BAP der Pop- und Rockmusik in Kölner Dialekt. |
Ich war regelrecht Fan dieser Gruppe und besuchte auch einige Konzerte, wenn sie denn mal in meiner Nähe spielten. |
Mein „Fanatismus“ wurde dann aber um die Werte immer weniger, um die sich sich die Band dem Karneval mehr und mehr näherte und dort irgendwann fest etablierte. Der Rückzug von Leadsänger Tommy Engel trug schließlich dazu bei, dass ich de Bläck Fööss „nur“ noch als sehr gute Fastelowend Gruppe betrachte..... |
In meiner Band und als Alleinunterhalter spielte ich einige Stücke der Gruppe. Darunter auch ihren Sommerhit „Et Spanien-Leed“. |
Hier ein Notenauszug der ersten vier Vers Takte (die farblich dargestellten Bereiche dienen dabei der besseren Zuordnung in den folgenden Erläuterungen): |
Dem, der das Lied kennt - oder spätestens auf den zweiten Blick - fällt auf: Zwei unterschiedliche Taktmaße ! |
Insgesamt vier Pattern, drei jeweils 5/8 Takte sowie einem folgenden 6/8 Takt im mehrfachen Loop bilden einen kompletten Vers. |
Wer nun Korgs pa-Stylestruktur kennt, weiß, dass diese Keyboards keine unterschiedlichen Taktmaße innerhalb desselben Styles zulassen (Und in Bedienanleitungen früherer Modelle kann man dies sogar noch nachlesen). |
Da alle übrigen Songteile vom Spanienlied, also Refrain mit unterschiedlichen Variationen sowohl auch alle Übergänge im 6/8 Takt stattfinden, ist das Taktmaß mit eben 6/8teln schon mal festgelegt. |
Die jeweiligen Verse des Songs sollen in Style Variation 1 gespielt werden, je Vers 15 Takte plus dem abschließenden, überleitendem Fill. |
Variante 1: |
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Variante 2: |
Der Style für diesen Song wird also im 6/8 Takt erstellt. Die kürzeste sich wiederholende Schleife im Vers des Spanienlieds umfasst |
3 Takte x 5/8 plus 1 Takt 6/8 = 4 Takte mit insgesamt 21 Achteln. Bei 4 Takten mit je 6 Achteln sind also 3 Achtel zuviel. |
Unser Vers benötigt 4 x 4 unserer krummen Pattern, aber schon nach dem zweiten haben wir 2 x 3 = 6 Achtel im Style übrig.... |
1 Schleife Vers Pattern enthält 21 Achtel, dann bestehen 2 Schleifen dieses Patterns aus 42 Achteln. | |
42 Achtel aber lassen sich einteilen in sieben 6/8tel Takte. |
Mit diesem Gebilde sind wir also in der Lage, die für den Style „imaginären“ 16 Vers-Takte mit einem zweimal gespielten 7 Takte langen 6/8 Pattern zu simulieren, wobei wir sogar nach jeweils halben oder ganzen Vers auf der „Eins“ des siebten und letzten Pattern-Taktes landen und dort dann auch „Fillen“ könnten.
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Und genau so habe ich es schon früher in selbsterstellten Roland Styles verwirklicht. Besser geht’s wohl nicht ? Doch, mit Keyboards von Korg........ |
Variante 3: |
1.Schritt So wie hier schematisch dargestellt, erstellen wir alle in der Var 1 benutzten Tracks, also Drums, Bass, ACC. |
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2. Schritt Alle Tracks werden an den einzelnen Taktüber-gängen in 4 Teile getrennt. |
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3. Schritt Nun wird das Taktmaß für alle Takte einheitlich auf 6/8tel festgesetzt. Wie man sieht, ist die Sequenz (Midifile) insgesamt länger geworden, die erstellten Tracks also ein wenig zu kurz, genau genommen 3 Achtel zu kurz... |
4. Schritt Da wir vorher aber unser Pattern je Takt getrennt haben, sind wir jetzt in der Lage die Anfängspunkte dieser Takte auf die "neuen" Taktübergänge zu verschieben. Wir sehen, Takt 4 passt sogar... |
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5. Schritt Nun kommt die anfangs erwähnte TIME STRETCHING Funktion des Sequenzers an die Reihe. Damit dehnen wir die drei 5/8tel Bereiche jeweils zum Anfang des darauf folgenden Takts. Takte miteinander verkleben, Midifile fertig! |
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Wenn in dem einen Takt fünf, in dem anderen Takt sechs Achtel sind, beide mit dem gleichenTempo gespielt werden, ja, dann müssen diese Takte doch unterschiedlich schnell ablaufen !!??!!?? |
Hier im Mastertrack des Styles legen wir das Tempo für die einzelnen Style Elemente fest, in diesem Fall also für Variation 1.
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Auf Position 001.01.000 steht dabei immer das für den ganzen Style festgelegte Tempo. |
Alles, was wir dahinter an Tempoänderungen eingeben ist relativ. Wenn also das Tempo des Styles einmal geändert werden sollte, ziehen diese Zusatzwerte im Verhältnis der Änderung mit, sehr gut !! |
Der Wert für das Tempo der 5/8tel Takte errechnet sich nach einfachem umgekehrten Dreisatz:
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Im Mastertrack Variation 1 wird also an Position 001.01.001 der Wert 142 und an Position 004.01.000 der Wert 118 eingegeben und wir erhalten...
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...im Style EH8 Spanienlied in Variation 1 einen Ablauf wie notiert und erzielen trotz Taktmaß-Verschiebungen im Gegensatz zu Variante 2 immer die „richtige Eins“ je Takt.
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Voilà !
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Und genau wie hier im Notenbild gezeigt und im Demo zu hören, spielt eine Keyboard Begleitautomatik dieses Grundpattern ab, wenn es darüber hinaus nicht weiter bearbeitet wird. |